Vor einigen Jahren war Eglisau sicherlich noch ein verschlafener Ort mit einer losen Ansammlung von wenigen alten Fachwerkhäusern. Heute stehen sie wie Relikte einer vergessenen Zeit zwischen eckigen Neubauten aus Beton und Glas, die hier in den letzten Jahren wie Pilze aus dem Boden geschossen sind. Unweit von Zürich gelegen zieht es viele Menschen, die dort arbeiten, hier hinaus aufs Land. So auch Nada, Psychiaterin und Dragan, Bühnentechniker am Opernhaus Zürich. Sie bewohnen in Eglisau eine Erdgeschosswohnung mit Garten und haben eine kleine Tochter, eine weitere wird in wenigen Wochen folgen. Im ersten Stock über ihnen ist eine Familie aus Bosnien zuhause.
Nada stammt aus Montenegro, Dragan ist Serbe. „Einen Stojadin habe ich bestimmt seit zwanzig Jahren nicht mehr gesehen“, sagt er sichtlich begeistert mit leuchtenden Augen, als er uns begrüßt. Er ist in der Schweiz geboren, seine Familie stammt aus Loznica in Westserbien unweit der bosnischen Grenze. 1998, mit 18, ging er für eine Weile dorthin, um seine Familie nach dem Krieg zu unterstützen. Seine Schwester in Belgrad besaß mal einen Yugo 45, der ihr nach nur zwei Monaten gestohlen wurde. „Darum saß ich in meinem Leben leider nur ein oder zweimal in einem Yugo.“ Er erinnert sich noch an die vielen Zastavas, die um das Jahr 2000 herum stark frisiert, viel zu laut und viel zu schnell durch Serbien schossen. „Vor dem Krieg hatten die Zastavas allerdings eine weit bessere Qualität. Danach wurden aus Mangel an Material bereits entsorgte Teile noch einmal verwendet, darum sind sie viel anfälliger.“
Nada hat in Belgrad Medizin studiert und stammt aus Bijelo Polje. Dort hat sie mit 14 ihre ersten Fahrstunden gehabt, mit dem Vater, im Fica. „Natürlich nicht auf der Straße!“ Ihr Vater hatte immer einen Fica, jahrzehntelang. Da gab es gar keine Frage. „In den 80er Jahren war der Fica bei uns in Montenegro sehr populär“, sagt Nada, „für uns als Kinder hat sich das angefühlt, wie in einem Porsche zu sitzen.“ Sie kommt aus den Bergen und da war der Yugo gar nicht beliebt, der kam die steilen Straßen nicht hinauf. „Mit dem Fica war das kein Problem. Der hat dich überall hingebracht.“ Die Verbundenheit zum Auto riss auch bei Familienmitgliedern nicht ab, die das Land schon lange verlassen hatten. Sie erzählt von ihren Onkel, der seit 35 Jahren in Russland lebt und dort viel Geld verdient. „Doch alle paar Jahre kam er nach Belgrad, um sich dort einen Zastava zu kaufen, aus Prinzip. Damit ist er sogar bis Moskau gefahren.“
Für beide ist der Zastava durchaus ein Symbol für eine gemeinsame jugoslawische Identität. „Er war unser einziges Fabrikat, unser ganzer Stolz in Jugoslawien“, sagt Dragan, „das verbindet.“ Als wir uns verabschieden schaut er noch einmal nachdenklich auf den Wagen. Er hat jetzt irgendwie auch Lust auf den Zastava bekommen.
Vor einigen Jahren war Eglisau sicherlich noch ein verschlafener Ort mit einer losen Ansammlung von wenigen alten Fachwerkhäusern. Heute stehen sie wie Relikte einer vergessenen Zeit zwischen eckigen Neubauten aus Beton und Glas, die hier in den letzten Jahren wie Pilze aus dem Boden geschossen sind. Unweit von Zürich gelegen zieht es viele Menschen, die dort arbeiten, hier hinaus aufs Land. So auch Nada, Psychiaterin und Dragan, Bühnentechniker am Opernhaus Zürich. Sie bewohnen in Eglisau eine Erdgeschosswohnung mit Garten und haben eine kleine Tochter, eine weitere wird in wenigen Wochen folgen. Im ersten Stock über ihnen ist eine Familie aus Bosnien zuhause.
Nada stammt aus Montenegro, Dragan ist Serbe. „Einen Stojadin habe ich bestimmt seit zwanzig Jahren nicht mehr gesehen“, sagt er sichtlich begeistert mit leuchtenden Augen, als er uns begrüßt. Er ist in der Schweiz geboren, seine Familie stammt aus Loznica in Westserbien unweit der bosnischen Grenze. 1998, mit 18, ging er für eine Weile dorthin, um seine Familie nach dem Krieg zu unterstützen. Seine Schwester in Belgrad besaß mal einen Yugo 45, der ihr nach nur zwei Monaten gestohlen wurde. „Darum saß ich in meinem Leben leider nur ein oder zweimal in einem Yugo.“ Er erinnert sich noch an die vielen Zastavas, die um das Jahr 2000 herum stark frisiert, viel zu laut und viel zu schnell durch Serbien schossen. „Vor dem Krieg hatten die Zastavas allerdings eine weit bessere Qualität. Danach wurden aus Mangel an Material bereits entsorgte Teile noch einmal verwendet, darum sind sie viel anfälliger.“
Nada hat in Belgrad Medizin studiert und stammt aus Bijelo Polje. Dort hat sie mit 14 ihre ersten Fahrstunden gehabt, mit dem Vater, im Fica. „Natürlich nicht auf der Straße!“ Ihr Vater hatte immer einen Fica, jahrzehntelang. Da gab es gar keine Frage. „In den 80er Jahren war der Fica bei uns in Montenegro sehr populär“, sagt Nada, „für uns als Kinder hat sich das angefühlt, wie in einem Porsche zu sitzen.“ Sie kommt aus den Bergen und da war der Yugo gar nicht beliebt, der kam die steilen Straßen nicht hinauf. „Mit dem Fica war das kein Problem. Der hat dich überall hingebracht.“ Die Verbundenheit zum Auto riss auch bei Familienmitgliedern nicht ab, die das Land schon lange verlassen hatten. Sie erzählt von ihren Onkel, der seit 35 Jahren in Russland lebt und dort viel Geld verdient. „Doch alle paar Jahre kam er nach Belgrad, um sich dort einen Zastava zu kaufen, aus Prinzip. Damit ist er sogar bis Moskau gefahren.“
Für beide ist der Zastava durchaus ein Symbol für eine gemeinsame jugoslawische Identität. „Er war unser einziges Fabrikat, unser ganzer Stolz in Jugoslawien“, sagt Dragan, „das verbindet.“ Als wir uns verabschieden schaut er noch einmal nachdenklich auf den Wagen. Er hat jetzt irgendwie auch Lust auf den Zastava bekommen.